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Farbschläge beim Puli

Den Puli gab es ursprünglich in 14 verschiedenen Farbschlägen. Er ist also genetisch gesehen durch seine Historie, ein „bunter Hund“. Farbe ist ja eigentlich nur ein phänotypischer Punkt, also etwas was nur das Aussehen betrifft. Farbe tut nicht weh* und kann keine Schmerzen verursachen wie z. B. genetisch bedingte Erkrankungen. (Farbe in bestimmten Rassen die mit bestimmten genetischen Erkrankungen gekoppelt sein können, lasse ich hier in der Beschreibung des Puli aus, da es ihn m. E. nicht betrifft).

Der Rassestandard für den Puli in Ungarn

Leider sind laut dem Rassestandard, den das Heimatland Ungarn herausgibt, nur noch die Farben weiß, schwarz und maskenfalb (falbfarben mit deutlich schwarzer Maske im Gesicht) erlaubt zu züchten. Alle anderen Farben des Pulis, die der Puli genetisch noch hat, sind laut Standard demnach Fehlfarben und dürfen nicht zur Zucht zugelassen werden.Dadurch bedingt, dass die sogenannten „Fehl-Farben„ in unserer Zucht aber auch noch vorhanden sind und in Ungarn auch durchaus mit falbfarbenen und grauen gezüchtet wird, kommt es immer wieder vor, dass bei einer schwarzen Verpaarung (schwarze Hündin – schwarzer Rüde) weiße, falbe oder graue geboren werden.Dies ist ja nicht weiter tragisch, da wie oben schon gesagt, daraus dem Puli keine Nachteile in seinem erfüllten, langen Pulileben entstehen.

Leider können wir durch den Rassestandard bedingt, diese Hunde nicht zur Zucht einsetzen und dadurch ist unsere Zuchtbasis, die bekanntlich sehr klein ist, noch weiter eingeschränkt.Meines Erachtens entbehrt es jeglicher Grundlage, die Farbe beim Puli einzuschränken. Seit Jahren versuchen wir schon Ungarn bzw. den ungarischen Verband (MEOE) dazu zu bewegen, wenigstens die grauen Pulis wieder mit in den Standard zu nehmen. Bisher ohne Erfolg.

Mein Projekt

Natürlich würde es auch keinen Sinn machen, wenn die Farben frei gegeben würden, alles kreuz und quer zu verpaaren. Dann hätten wir hinterher keine richtigen Farben mehr. Aber gelegentliche Farbverpaarungen verbreitern den Genpool für die verschiedenen Varietäten sehr.
Wie nun z. B. in meinem B-Wurf. Hier habe ich mich für den weißen Rüden Pörgeloci Jegenye (Leo) entschieden. Beide Hunde haben in den vorherigen Generationen die verschiedensten Farben enthalten. Die Großmutter meine Pulihündin Moha San ist zum Beispiel eine graue Hündin, die in Ungarn regulär für die Zucht eingesetzt wurde. Bei dieser Verpaarung musste ich also eventuell kommende Fehlfarben in Kauf nehmen.Das Ziel dieser Verpaarung für mich war: 1. Das typische ungarische Puliwesen, das beide besitzen zu fördern, 2. die Zott-Fellstruktur, der eventuell weißen Pulis zu festigen, und 3. mit viel Glück einen guten weißen und einen guten schwarzen Puli in diesem Wurf zu haben, der später in die Zucht gehen kann, um damit sowohl für die weißen Pulis die Zuchtbasis verbreitert zu haben und ebenso für die schwarzen Pulis.

Das Ergebnis

Nun habe ich 5 stramme, pralle Welpen von Moha geschenkt bekommen, sie sind kerngesund und haben eine sehr schöne Fellstruktur. Ob es mit meinem Ziel klappt einen tollen weißen und einen tollen schwarzen aus diesem Wurf für die Zucht hervorzubringen, steht noch in den Sternen. Obwohl ich schon allein mit der Tatsache sehr glücklich bin das 2 Farben in diesem Wurf gefallen sind. Wir haben einen kleinen schwarzen Jungen und eine schwarze Hündin. Von den hellen Welpen, schätze ich, dass Blizzard ein weisser Rüde wird. Bei Bellis und Blubsch bin ich mir noch nicht so sicher, ich denke aber schon, dass sie im ersten Jahr sehr nachhellen werden und perlenweiss werden. Die beiden sind nicht apricot oder wirklich braun. Ich würde sie aber auch nicht falb nennen.

Zu den Farben steht folgendes im Standard:

Farbe:

a) – schwarz
– schwarz mit geringen rostroten oder grauen Nuancen
– falbfarben mit deutlicher,

schwarzer Maske
In der Brustgegend ist ein weisser Fleck von höchstens 3 cm Durch­messer zulässig. Weiß zwischen den Zehen gilt nicht als Fehler.

b) – perlenweiß, ohne eine Spur von semmelblonder Schattierung.

Alle von den vorgenannten abweichenden Farben und Abzeichen sind unerwünscht.

Sind meine beiden Kleinen nun perlenweiss? Ich kenne durchaus Perlen mit dieser Farbe. Es ist schon sehr schwer, den Rassestandard immer gut und gewissenhaft auszulegen. Denn wir wollen den Puli ja in seiner guten und besonderen Art erhalten.

Warum ich heute über diese Thema geschrieben habe?

Farbeigenschaften im Standard sind oft sehr theoretisch. Für mich ist es nun ein sehr glücklicher Umstand „die Praxis“ in meiner Wurfkiste friedlich schlafend liegen zu haben, so dass ich für mich persönlich alles einmal „live“ beobachten kann. Wenn Ihr Lust habt, beobachtet doch in den nächsten 9 Wochen mit uns, unsere kleinen Welpen, ihre körperliche Entwicklung, ihren Charakter und natürlich auch ihre Farbentwicklung.

Ich finde dies alles sehr spannend und ich brauche in den nächsten Wochen bestimmt keinen Fernseher.

Also fühlt Euch eingeladen die Geschehnisse in meiner Wurfkiste auf meiner Homepage mitzuverfolgen.

Viele liebe Grüße

Katja Möwius und Moha San mit Bellis-Bahar, Bindiya-Becses, Baloubo, Blizzard und Blubsch-Brösel

* gehört im Seminar „Grundlagen der Genetik“ von Dr. Helga Eichelberg